Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem zentralen Kriterium bei der öffentlichen Beschaffung in der Schweiz. Städte und Gemeinden setzen verstärkt auf ökologische, soziale und wirtschaftlich nachhaltige Lösungen, um ihre Verantwortung für eine umweltfreundliche und sozial gerechte Zukunft wahrzunehmen.
Laut einer aktuellen Studie des Bundesamts für Umwelt (BAFU) haben zahlreiche Schweizer Städte ihre Einkaufsrichtlinien überarbeitet, um den CO₂-Fußabdruck zu reduzieren, faire Arbeitsbedingungen zu fördern und Ressourcen effizienter zu nutzen. Doch welche Maßnahmen werden konkret ergriffen?
Die öffentliche Hand in der Schweiz gibt jährlich über 40 Milliarden Franken für Beschaffungen aus – von Bauprojekten über Büroausstattung bis hin zu IT-Dienstleistungen. Diese enormen Summen bedeuten eine große Hebelwirkung: Durch nachhaltige Vergabekriterien können Städte und Gemeinden einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz und zur sozialen Gerechtigkeit leisten.
Ziele nachhaltiger öffentlicher Beschaffung:
🌱 Reduktion von CO₂-Emissionen durch energieeffiziente Produkte und klimafreundliche Bauweisen
🌱 Förderung fairer Arbeitsbedingungen durch strenge soziale Standards bei Zulieferern
🌱 Ressourcenschonung durch langlebige Produkte und Recycling-Initiativen
🌱 Stärkung der lokalen Wirtschaft durch nachhaltige Lieferketten
✅ Zürich: Umweltfreundliche Baustandards
Die Stadt Zürich hat ihre Bau- und Infrastrukturprojekte auf nachhaltige Materialien und energieeffiziente Bauweisen umgestellt. Seit 2021 müssen öffentliche Gebäude mindestens den Standard Minergie-P erfüllen, was den Energieverbrauch drastisch senkt.
✅ Bern: Elektrifizierung des Fahrzeugparks
Die Stadt Bern hat sich verpflichtet, ihre kommunale Fahrzeugflotte bis 2035 vollständig auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Bereits heute werden Müllabfuhrfahrzeuge mit Wasserstoff- und Elektromotoren getestet.
✅ Basel: Kreislaufwirtschaft bei Büroausstattung
Die Basler Behörden setzen auf wiederverwendete und recycelte Möbel. Anstatt neue Bürostühle und Schreibtische zu kaufen, werden alte Möbel aufbereitet und erneut in den Dienst gestellt.
✅ Lausanne: Nachhaltige Lebensmittel in Kantinen
Die Stadtverwaltung von Lausanne hat den Anteil an regionalen und biologischen Lebensmitteln in öffentlichen Kantinen auf 60 % erhöht. Dies reduziert Transportemissionen und stärkt die lokale Landwirtschaft.
Trotz großer Fortschritte gibt es noch Hürden bei der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung:
🔹 Höhere Anfangsinvestitionen: Nachhaltige Produkte oder Dienstleistungen sind oft teurer, auch wenn sie langfristig Einsparungen bringen.
🔹 Komplexe Lieferketten: Die Nachverfolgbarkeit sozialer und ökologischer Standards in internationalen Lieferketten bleibt eine Herausforderung.
🔹 Fehlendes Fachwissen: Nicht alle Verwaltungen haben das notwendige Know-how, um nachhaltige Kriterien konsequent anzuwenden.
Die Schweizer Städte arbeiten jedoch daran, diese Hindernisse zu überwinden. Der Bund plant bis 2025 klare nationale Richtlinien für nachhaltige öffentliche Beschaffung, um Kommunen und Gemeinden besser zu unterstützen.
Nachhaltige öffentliche Beschaffung ist nicht mehr nur ein Zukunftstrend, sondern bereits gelebte Praxis in vielen Schweizer Städten. Der Wandel hin zu umweltfreundlichen, sozial gerechten und wirtschaftlich nachhaltigen Vergaben zeigt, dass Kommunen ihre Verantwortung ernst nehmen.
Mit weiteren gesetzlichen Anpassungen und verstärkter Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden wird die Schweiz ihre öffentliche Beschaffung in den kommenden Jahren noch nachhaltiger gestalten.